Montag, 11. August 2014

Tag 13

13. Tag ohne Unglücksfall vergangen, heureusement. Lag gewiss am guten Frühstück: café au lait, pain au chocolat, Brötchen mit Erdbeermarmelade, Orangensaft und ein Riesen-Fruchtzwerg, also eher ein Frucht-Grawp. Von hier aus zur Sacre Cœur. Metrofahrt und viele Stufen lagen dazwischen. Kirche war sehr... kirchlich?! (Sorry, aber ja.) Eine Nonne hat mit Engelsstimme gesungen. Man konnte riesige Andachtskerzen für 10€ kaufen und geprägte Münzen. Auf unserer ist eine Mini-Sacre-Cœur und ein Hügel, ohne Touristen/Geschäfte/Verkäufer/Sänger. Also kaum wiederzuerkennen.





Danach Montmartre erkundet. Fast portraitieren lassen, da viele viele Künstler mit Zeichenblock und Arbeitseifer unterwegs. Aber stattdessen kleine Paris-Zeichnung erworben. Dazu ganz wunderbare Cupcakes gegessen und Amélie im Les Deux Moulins besuchen wollen. Sie war nicht da.
Für Lunch in Bio-Supermarkt, definitiv überbesetzt, denn vier Verkäufer beraten uns, welches Alu-Schälchen von déjeuner préparé wir nehmen sollen und suchen uns Besteck zusammen.










Ich fahre zu meinem Kurs, Besuch macht Selfie mit Mona Lisa.
Erster Kurs heute: Les romans d'Albert Camus: Überschaubar, da Camus hat nur 5 Romane geschrieben, 2 davon nicht vollendet und erst posthum veröffentlicht. Roman für Camus = "philosophie mise en question", Roman also besser geeignet, abstrakte Ideen zu kommunizieren als theoretische Schrift. Glück und Unfähigkeit, dieses zu finden als Leitfaden der Tragödie. Camus als letzter großer moraliste (nicht gleich moralisateur), setzt sich mit der menschlichen Natur auseinander. Selbst Sartre, der zu Lebzeiten kein großer Fan von Camus, spricht ihm dieses Erbe zu - erst posthum, bien sûr. Denn Sartre und linke Bewegung forderte nach Zweitem Weltkrieg, dass Literatur engagée sein muss, also politisch. Camus zwar politisch interessiert, aber will Literatur nicht zwangsläufig als Propaganda, sondern frei. Dozent empfiehlt, L'Etranger, 1942, zu lesen. Töten als Zeichen von absoluter Freiheit klingt nicht nach angenehmer Bettlektüre, aber hey, vocab ist easy, da narrateur ungebildet. La Chute, 1956, trägt, wie viele andere Werke, autobiografische Züge. Traurig, da Erzähler Zeuge von Suizidversuch wird, nicht eingreift und schließlich Selbsthass erkennt. Parallele, da Camus Frau Selbstmordversuch als Reaktion auf Camus Untreue. Schuld und Verantwortung. Zuletzt Le Premier Homme, stark autobiographisch. Im Gegensatz zu Sartre und de Beauvoir Camus (in Algerien geboren und aufgewachsen) nicht für Unabhängigkeit Algeriens: aus Europa stammende Algerier nicht nur unterdrückend und reich. Eigene Mutter war "pieds-noirs" und Analphabetin. Sartre + Anhönger = "les intellectuels en chaisse longue" ohne Realitätsbezug?




Peintres à Montmartre (XIXe / XXe siècle): Montmartre erst 1860 an Paris angehängt, bis dahin landwirtschaftlich gesucht (Windmühlen). Künstler zogen hin um Landschaftsmotive (und Windmühlen, juhu) zu malen. Wurde dann zum Ausgehviertel für Arbeiter und somit Windmühle einfach zum Tanzlokal - pratique. Moulin de la Galette wird von allen gemalt: Renoir, van Gogh, de Toulouse-Lautrec, Picasso (siehe unten. Welches Bild von wem? Guess.). Künstler teilten nicht nur Liebe für diese Lokalität, auch Modell: Suzanne Valadon. Sie ist Modell-turned-Artist (Autodidakt) und malt als erste Künstlerin nackten Mann. Total skandalös, denn das heißt ja, dass sie mit nacktem Mann in Atelier war. Mon dieu. Leider wird sie im späten Lebensabschnitt Alkoholikerin, ihr Sohn, Künstler Maurice Utrillo malt auch das sowie dunkle Seiten Montmartres, da nicht alles so weiß wie Sacre Cœur. P.s. Chat Noir hat auch Ursprung bei Montmartre-Künstler! Steinlen! Dann wird Montmartre zu teuer und bürgerlich, Künstler nach Montparnasse.







Suzanne Valadon, Modell von Toulouse-Lautrec und Renoir (merken: Weißtöne Kleid)







Situation du cinéma en 2014: nicht so viel Neues. US ist bête bête, da Erfolg eines Films an Umsatz gemessen. Hier hingegen will man auch vielversprechende albanische Filme finanzieren (hm, wir denken über französische Grenzen hinweg heute.). Frankreich im Moment auch nicht viel besser. Die erfolgreichen Komödien seien allesamt des catastrophes. Nächstes Thema: Kinos verschwunden wegen hoher Mietpreise aus dem Zentrum. Darum jetzt manche städtisch. Sehr gut so laut Dozent, denn ohne Kino wissen junge Leute nichts mit sich anzufangen und fangen an zu trinken und die Zahl der Unfälle steigt. Krass. Also doch lieber Kino. Dafür gibt es Cannes Festspiele, wo 40.000 Journalisten anwesend sind. Nur zu Olympia und Fußball-WM kommen mehr. Letztes Thema online-streaming (ganz furchtbar). Dozent schlägt Computer-Steuer als Ausgleich vor. Klingt erfolgsversprechend.



Besuch wieder getroffen, zusammen durch Regen nach St. Germain gerannt. Vom 70%-SSV profitiert, Spaghetti gegessen und Rotwein/Cappucino getrunken auf winzigen Sesseln.



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