Montag, 4. August 2014

Tag 6

Laut Buch gestern sind die Vintage-Läden Grund Nummer 41, Paris zu lieben. Muss ich testen, aber vorher Frühstück: Croissant & Café au lait. Dann Richtung le Marais (erfolgreich obere Seine Seite erreicht, da direkt Metro bis dahin, sodass Verlaufen fast unmöglich). Sehr, sehr schön, besondere Boutiquen mit Mode jenseits von H&M und doch nicht zum Weinen teuer. Wunderschönen Schmuck entdeckt, fast Armband gekauft. Vielleicht zu Abschied dann. Mittagessen Falafel, da jüdisches Viertel. Vintage-Läden gefunden und manche angenehmer als andere, aber Kauf auf Aufenthalt verschoben, bei dem besserer Zugang zu Waschmaschine vorhanden.












Ab heute also tatsächlich des obligations für den Nachmittag, denn mein Kurs beginnt. Zurück zum 14. Arrondissement, Montparnasse. Auditorium ähnelt eher Gemeindezentrum Edenstraße als Université de la Sorbonne, aber - don't judge a book by its cover - hier kann über französische Kultur gelernt werden. Park(-bank) nahe der Vorlesungs Lacation und Programm für diese Woche:



La France et les Frances: Dozent redet und artikuliert (soweit zu beurteilen) wie Radiomederator, der gerade 3 Liter Red Bull getrunken hat. Er berichtet von Frankreich als Zentralstaat und den Bemühungen, das Land föderalistischer auszurichten ("wobei, aussichtslos eigentlich"). Alles wollte und will nach Paris, selbst die Bretonen, die in die Gegend Montparnasse ihre Crêperies mitgebracht haben, wenn die Boote schon in der Heimat bleiben müssten. Zweites Thema: französische Eliten, die die Franzosen adorent, auch wenn Geschichte anderes vermuten lassen möchte. Égalité sei zwar Grundsatz, aber manche seien halt plus égaux als andere, und werden dafür bewundert. Erreichen kann man diesen Status durch Aufnahme und Diplom an Grande École oder durch Zusatz "de" im Nachnamen, Pseudonym ist auch ok, guckt eh keiner nach (Catherine Deneuve hieß auch mal Dorléac).




Les peintres à Montparnasse: als die Gegend um Montmartre im frühen 20. Jahrhundert zu bürgerlich und teuer wird, ziehen die Künstler, darunter Van Dongen, Modigliani, Chagall, Picasso, Rivera und Foujita ins Quartier Montparnasse. Damals Arbeiterviertel. Die Künstler bringen den Malstil ihres Ursprungslands mit und beeinflussen einander. Bis 1920 wird ihre Kunst als skandalös und vulgär verurteilt, aber mit der Erholung vom Krieg und dem Freiheitsgewinn der Frauen gehen der Aufstieg und die Wertschätzung dieser Künstler einher.





Le Cinéma français: Frankreich führte 1958 Ministère de la Culture ein, das, nach Meinung des Dozenten, sich vor allem um den französischen Film zu kümmern hat, da Kino = Propagandainstrument Nummer 1. US-Filme wecken nämlich Lust auf US-Reisen, US-Autos, US-Zigaretten und sowieso US-Mentalität. Also heute Kinosteuer von 11% auf Kinoumsatz, der in le Cinéma français investiert wird. Man finanziert Erstlinge und holt von Kommission ausgewählte ausländische Filme nach (rural) Frankreich, die sich ohne Subventionen nicht rentieren würden. So wird der Franzose ein Bürger von Welt, voller Neugier und sophistication.




Mit diesem neuen Wissen zurück zum Campus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen