Donnerstag, 14. August 2014

Tag 16

Früh aufgestanden und Koffer von Besuch am Gare du Nord hinterlegt. Im Marais gefrühstückt. Ganz frisches pain au chocolat, echter Orangensaft, Konfitüre, Brot und heiße Schokolade.


Meet Gaston, mein neuer Coffee-Buddy. Auch Gast im Café La Fronde.





Über Rathaus und Notre Dame an der Seine entlang zum Musée d'Orsay. Hier nicht nur Blick auf eine der weltbesten Kunstsammlungen, auch Tuileries und Montmartre mit Sacre Cœur gehören zum Angebot. Schönheit en abondance.




Weiter Seine aufwärts, an den schwimmenden Gärten vorbei zum Eiffelturm, denn die Fotos gehören zum Paris-Urlaub wie die crème brûlée (sag bloß nicht, auch das haben wir versäumt! Bin ein schlechter Guide.). Hier reges (Schwarz-)Markttreiben, das zu unterstützen wir voll bereit sind. Hand von Besuch ziert von heute bis nächste Woche (so wurde es deklariert) ein Henna Tattoo. Ich bin kurz davor, eines der hässlichen, schaukelnd tapsenden Hündchen mit Quietschlauten zu kaufen. Aber Polizei interessiert sich hin und wieder für Buchhaltungsgewohnheiten der Händler, die wenig Lust haben, darüber Auskunft zu geben und lieber mit Sack und Pack an der nächsten Ecke verschwinden. Keine Handtaschen- oder Somnenbrillenhändler dabei. Aber das macht Sinn, denn, Fakt ist, in Paris tragen nur Touristen Sonnenbrillen. Im Gegensatz zu einem Römer, der nie ohne Sonnenbrille Haus verlassen würde. Am Trocadéro Lunch in der Cafeteria des Musée de l'architecture. Terrasse heute geöffnet. Trotz Bauzauns Blick auf den Tour Eiffel. Keine Massen, Pickpockets oder laute Touristen.







2 Stunden Kurs über Camus: Politik und Philosophie. Camus beschreibt sich lebenslang als homme de gauche ("malgré moi et malgré elle."), auch wenn er ab 1936 Sozialismus kritisiert, da bringt eher Totalitismus als erträumte fraternité. Sartre wird dies nie einsehen und Kommunismus stets hochhalten. Dozent sagt, betrefflich réflexion politique sei Sartre nul gewesen. Sartre glaubte auch immer, allein seine aktuelle Meinung entspricht definitiver Wahrheit. Camus beansprucht diese Rechthaberei nicht. Auch er könne sich irren. Kontrast auch beim Algerienkrieg: linke intellektuelle Szene um Sartre für Unabhängigkeit Algeriens. Camus für Reformen, aber keine Dekolonisierung. Während Rede Nobelpreis 1957 redet er über Literatur, nicht Politik. Zwischenruf deswegen beantwortet er mit "Entre la justice et ma mère, je préfère ma mère." Anspielung auf Gefahr und Grauen für Zivilbürger durch Bomben der aufständischen Algerier. L'absurd und la révolte Hauptthemen der literarischen Auseinandersetzung Camus. Sartre bleibt ein esprit libre, ergibt sich nie Meinungsdiktat der anderen Intellektuellen.
Letzte Stunde bei diesem Dozenten. Aber wir können ihm gerne Mails schicken und über Camus im Dialog bleiben. Sehr engagiert, begeistert und freundlich.




Balade parisienne: es geht um Musik, also eher Ballades (2 L), aber in dieser Stunde musikalischer Spaziergang durch die capitale. Georges Gershwin: "Il n'y a que deux sujets de chansons possibles: l'amour et Paris!" Letztere Kategorie stellt Dozent an diesen Beispielen vor (er hat 20 cm hohen CD-Stapel mitgemacht und wechselt am CD-Player enthusiastisch von Lied zu Lied):

Jacques Offenbach:La vie parisienne (Operette zum Ausdruck Vergnügen in Paris
Charles Trenet: Y'a d'la joie (Inkarnation des esprit français)
George Gershwin: An American in Paris (was ein Anerikaner beim Gang durch Champs Elysées empfindet, inklusive hupender Autos)
Francis Poulenc: Montparnasse (Gedicht Apollinaire)
Miles Davis: Musik zu Ascenseur pour l'échafaud ("film merveilleux!")
Anne Sylvestre: T'en souviens-tu de la Seine ("chanson géniale!")
Georges Dandlot: Le Pont Mirabeau (auch Gedicht Apollinaire)
Georges Brassens: Les ricochets ("monoton? Nein, starke Musik!")
Django Reinhardt: Belleville (Django?!)
Yves Montand: Sous le ciel de Paris (natürlich mit Akkordeon, "grands clichés")
Jacques Brel: Les prénoms de Paris (sehr bekannt, hier)




Dann eingekauft, da morgen Feiertag. Danach Jennifer getroffen. Sie sagt, Supermarkt hat trotzdem auf. Kein Verlass auf syndicats! Versucht, zattoo zu benutzen, aber nur Sender verfügbar, für die man ein Abo braucht. Für Jurassic Fight Club schließe ich sowas auch nicht ab. Also über Bohème-Stil-2014 gelesen. Dunkle, lange Blumenkleider und Ankle Boots.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen