Donnerstag, 21. August 2014

Tag 23

Lange geschlafen und mit Sonne und Orangensaft den Morgen auf der Terrasse der Cafeteria verbracht.


Dann zum Kurs. Problem ist, Saal ist ziemlich kalt, da Klimaanlage auf amerikanische Studenten abgestimmt. Japaner vor mir hat Lösung gefunden. Jacke anziehen. Soweit alles normal. Aber Kapuze aufsetzen war nicht mehr ganz so alltäglich. Muss ziemlich kuschelig gewesen sein, so, denn gegen Halbzeit ist er eingeschlafen und hat leise geschnarcht. Aufgewacht, als Dozent rücksichtslos Einzugsmarsch aus Picassos Oper (Picasso zuständig für Dekor und Kostüme, genäht von Chanel) anspielte. Ist dann auch bald gegangen.



Le secteur public: Dozent zählt Aufgaben des öffentlichen Sektors in Frankreich auf. Darunter Bereitstellung, Umverteilung und Sicherstellung von Dinsten und Gütern. Die Zahl der Beamten wurde in den letzten Jahren stark gekürzt. Wir lernen: Das progressive Steuersystem in Frankreich ist "très très juste" und die Franzosen allgemein sind "très très productifs". Wobei, er findet das Steuersystem zum Schluss doch nicht mehr so optimal, denn sein Zahnarzt arbeitet nur 8 der 12 Monate, um nicht in eine höhere Steuerklasse zu "fallen". Den Rest des Jahres werden die Räume von jungen Zahnärzten genutzt. Führend sei Frankreich in Luxusgütern, die gar nicht teuer genug sein können, denn nur deswegen werden sie gekauft, und in High-Tech-Gütern (TGV, Boeing).



Aux origines du cubisme - Marseille et Montmartre: Es geht um die Avantgarde um Picasso, Matisse, Max Jacob und Cézanne, gefördert von Gertrude Stein und Guillaume Apollinaire. Hier in Paris in Montmartre, gründen sie die Gruppe "Le Bateau-Lavoir" (Fassade kann noch besichtigt werden, aber Ateliers von Feuer zerstört). Kubismus (alles rechteckig außer eierförmige Gesichter). Zum Cézanne Portrait unten: Prof erzählt, ein Student hätte kommentiert "Cézanne mochte seinen Sohn nicht." Picasso malte später ähnliches Selbstportrait als Hommage. Besonderheit ist, man sieht sowohl Profilansicht, Frontansicht und gegenüberliegende Gesichtsseite zugleich. Hier beginnt Fauvismus, auch ausgedrückt in schiefen Bildern von Cézanne, die Gravität und Perspektive überwinden ("Sollen wir Cézanne zurück zur Kunsthochschule schicken? Nein, denn hiermit drückt er etwas aus, stellt die Kunst infrage."). Matisse malt Portrait mit grünen Schatten auf beiden Seiten des Gesichts (oje!) und Picasso später Paysage aux deux figures und Les Demoiselles d'Avignon (kein Bildnis der braven Bewohnerinnen der Provenceregion, sondern, so wird vermutet, eines der Damen des Bordells "Avignon" in Barcelona), bei dem er 4 Jahre wartete, bis er es der Öffentlichkeit vorstellte. Diese war zu dem Zeitpunkt aber immer noch nicht progressiv genug gestimmt und verurteilte das Bild sofort. Wobei, auch heute bereitet Bild Augenschmerzen, sagt Prof. Er versichert aber, man lerne mit der Zeit, das Bild zu lieben. Zu Picasso: Vater war Kunstprofessor und schon als Kind beherrschte Picasso eine perfekte Technik, konnte malen wir Raphael. In den Folgejahren versuchte er aber, diese Perfektion zu verlassen, Gesichtszüge aufs Äußerste zu vereinfachen - kurz: zu malen wie ein Kind! Seither signiert er mit Nachnamen seiner Mutter (Picasso) anstelle von Ruiz. Picasso lebte mit Fernande Olivier zusammen. Diese verstand sich nicht mit Geliebter Apollinaires, Marie Laurencin. Laurencin malte Portrait Fernandes und betitelte es "Madame Pikaçoh" (Bild schwer zu finden, Google schlägt Pikachu statt Pikaçoh vor).













Kurzfristig beschließe ich, lange Donnerstag-Öffnungszeiten des Musée de la Mode zu nutzen. Hier Ausstellung zu les années 50. Nun, man hätte es sich wohl denken können, aber hier alle sehr gut gekleidet. Ich dazwischen als Gegenelement in Jeans, Loafers, T-Shirt. Wunderschöne Abendkleider von Dior, Balenciaga, Jacques Fath. Ausgestellt an extrem schmalen Mannequin-Puppen. Chanel entgegnet mit Nonchalance statt Extravaganz. Ende der 50er werden unter Vorbild von Brigitte Bardot und Françoise Sagan dann leichte Sommerkleider, Bikinis und, ja, Flip-Flops populär. 







In diesem Sinne, Rückweg zur Metrostation über Avenue George V (5-Sterne-Hotels, viele Araber) und die Avenue Montaigne, Heimat von Dior. Warum für mich bedeutsam? Habe zu oft Scruples von Judith Krantz gelesen. Darin Paris, seine Modehäuser und Lebensweise ausschlaggebend für Lebenswandel der Protagonistin.












Auch auf dem Rückweg: Flamme der Freiheitstatue, die seit Unfall Dianas in nahegelegener Straßenunterführung an die Prinzessin erinnert. Unten ein Foto Dianas, in Dior, naturellement.




Schließlich, um mit Worten Yves Saint Laurents zu enden (grausam, dass man das "Yves" sogar aus dem Titel an Fassade des Haupthauses entfernt hat, siehe oben): "Au fil des années, j'ai appris que ce qui est important dans une robe, c'est la femme qui la porte."

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