Dienstag, 12. August 2014

Tag 14

Vormittag auf der Seine. An der Pont Neuf legt unser Boot ab, eine Pariser Vedette. Kommentator erzählt Naheliegendes und nicht so Naheliegendes zu den Attraktionen, die man passiert. Darunter: Louvre (Gänge = 17 km, 33 Tage dauert es, jedes Ausstellungsstück 3 Sekunden zu betrachten), Pont Royal, Musée d'Orsay, Place de la Concorde (1.700 Menschen durch Guillotine gestorben), Eiffelturm (sollte ursprünglich nur 20 Jahre stehen). Wir haben Glück und Sonne während 1h Bootsfahrt.








Sandwich (kein Toastbrot, französisches Sandwich = deutsches Baguette) am Paris Plage zum Lunch. Sonnenstühle ergattert. Leider keine Zeit zum Genießen, da Regenschauer. Pont Neuf erweist sich als sehr Regen-resistent und guter Schutz. Besuch erkundet Rive droite, ich gehe zum Kurs.









Fortsetzung Peintres XIX / XXe siècle: les guinguettes sind bis Mitte des 20. Jahrhunderts Teil des art de vivre in Paris. Man fährt aufs Land ringsum der Stadt, badet, isst, tanzt, singt. Zur Musik vom Akkordeon. Renoir möchte diese bons moments de la vie auffangen. In seinen Bildern wird auch Kontrast zwischen Aristokratie und guinguette-typischen Arbeitern gezeigt, Spontaneität der Arbeiter.




Paris, année 50: Kaufkraft steigt (Kühlschränke, Autos, Privatkredite, ja sogar Club Med ab 1954), gleichzeitig Wohnungsnot in Paris. 1945 2,85 Millionen Einwohner, also 600.000 mehr als heute und viel zu wenig Wohnraum. Einsatz von Beton und funktioneller Ästhetik ermöglicht Besserung. Kleidungsstil New-Look mit Betonung auf Femininität (Kontrast zur Garçonne Mode nach 1. Weltkrieg). Algerienkrieg, Proteste in Paris.





Darius Milhaud: noch nie gehört und ich habe das Gefühl, dass ich auch in Zukunft nicht super oft mit diesem Namen konfrontiert werde. Aber gut zu wissen natürlich. Monsieur war französischer Komponist. Gehörte zu "le groupe des 6", die sich gegen die impressionistische Kunst (Débussy, Ravel) und Romantik wandte und trotz neuer Einfachheit Traditionen treu blieb (also nicht Schönberg-Level-Rebellion). Milhaud verbringt 2 Jahre als Sekretär des Botschafters in Brasilien (Sekretärspflichten scheinen nicht wahnsinnig zeitintensiv oder als würden sie besondere Quakifikationen (e.g. portugiesisch) erfordern; aber ok, Botschafter selbst Schriftsteller. Zusammen schreiben sie Lieder für französisch-brasilianische-Freundschaft). Dozent sehr freundlich und ganz begeistert von dieser Themenwahl. Spielt Stücke aus unterschiedlichen Lebsabschnitten vor: "Hört ihr diesen Rhythmus, diese Exotik!!" Glücklichweise hat Milhaud 450 Stücke komponiert.




Jetzt beginnt Planung Abendessen. Kühlschrank muss morgen leer sein, wegen Reparatur nehme ich an. Ist aber kein Problem, da mein Fach enthält genau 2 Bonne Maman Apfeltartes. Diese folgten als Nachtisch auf Käse-Panino vom banlieue-Imbiss. Ist nur 200 Meter von der Cité Universitaire, aber doch ist man in anderer Welt. Hoody-mit-Kapuze-auf-Mec erweist sich als überaus hilfsbereit. Aber sagt, für ein Restaurant sollen wir doch besser den Bus nehmen und zwei Stationen bis zum nächsten Bahnhof fahren.

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