Donnerstag, 28. August 2014

Tag 30

Jetzt, da auch für die Franzosen die Ferien zu Ende gehen, stellt die Metro-Zeitung brisante Fragen: Warum arbeiten wir eigentlich an fünf Wochentagen? Und würden vier nicht auch reichen?? Der Autor hält ein verlängertes Wochenende für eine Spitzenidee, schließlich könnten so Arbeitsplätze geschaffen werden und bei Google klappt es schon heute.


Lehrreiche Metrofahrt also. Zur Oper, ohne bestimmtes Ziel vor Augen. Hier gefrühstückt und die Straßen hinunter zum Louvre. Zwar nicht reingegangen, aber Fotos von der Glasfassade gemacht. Zählt halb. Wirklich voll hier und ich hatte nicht viel Zeit. Busy busy. Konnte Touristen beim Fotografieren fotografieren (die ganz Coolen lassen sich mit ausgestreckter Hand, die die Pyramide "hochzieht", ablichten. Merken für nächste Parisreise.).







Weiter ins Marais. Weil ich den Place des Vosges noch nicht gesehen habe und weil ich es so mag. Eigentlich ist alles pittoresk. Man kann recht willkürlich die Kamera auf sein Umfeld richten und sans doute kommt dabei ein so-schön-ist-Paris-Bild heraus. Und hier - das muss Schicksal sein - wieder eine Cécile Jeanne Boutique. Mit den gold-roten Armbändern und Ketten, die ein bisschen an die Rosenkränze erinnern, die sie im Vatikan an Souvenirständen verkaufen. Aber hier viel schöner natürlich. Und auch keine religiöse Intention dahinter, meines Wissens nach. Also kaufe ich eines. Die Verkäuferin stimmt mir zu, dass man am letzten Tag in Paris etwas so Schönes nicht zurücklassen darf. Je ne regrette rien, etc.







Als Abschluss fahre ich zur Station Trocadéro, überquere die Seine zum Eiffelturm und laufe bis zum Invalidendom.



Marcel Proust, le temps retrouvé: Dozent gibt Einführung zu Proust: Wächst in der kleinen Stadt Illiers als Sohn eines Mediziners und der reich-geborenen Mutter auf. War eine arrangierte Ehe und die Mutter leidet, da Ehemann viele Mätressen und sie selbst wegen jüdischer Abstammung in Kleinstadt nicht akzeptiert. Teilt Kummer mit Sohn. Dieser studiert ausgiebig, sehr kultiviert. Um 1900, Marcel Proust ist 30 Jahre alt, sieht der Vater das nicht mehr ein, der Sohn solle endlich einen Beruf ergreifen. Marcel Proust wird also homme des lettres, will Reiseführer des Engländers John Ruskin übersetzen. Haken ist, Proust spricht kein Wort Englisch. Mithilfe von Arbeitsheften seiner Mutter macht er sich trotzdem an die Arbeit. Erst als Eltern sterben, fühlt er sich frei und beginnt seinen Roman. Ein Roman, der mit Konventionen bricht: Alle Formen der Sexualität werden vom Autor erörtert. Ein Autor, der jedes Geheimnis seiner Personen kennt. Themen Prousts sind durchgängig Leiden, Eifersucht und Empathie. Manuskript wird von allen Verlegern abgelehnt, da niemand etwas mit ihm anzufangen weiß. Proust lässt selbst drucken. Erst 1919 veröffentlicht Gallimard. Proust schreibt erstes und letztes Volumen der recherche du temps perdu im selben Jahr, nachts, im Bett. Freunde verprellt er, denn er besteht auf Treffen um fünf Uhr morgens an der Bar des Hotel Ritz. Es soll keinen Tag gegeben haben, an dem Proust nicht geschrieben hat.


Ganz toll: TED Talk über Eifersucht mit Bezug zu Proust anhören: http://youtu.be/_x1qkuvUxuI
"This year is the centennial of his masterpiece, "In Search of Lost Time," and it's the most exhaustive study of sexual jealousy and just regular competitiveness, my brand, that we can hope to have. (...) In the first volume, Swann's Way, the series of books, Swann, one of the main characters, is thinking very fondly of his mistress and how great she is in bed, and suddenly, in the course of a few sentences, and these are Proustian sentences, so they're long as rivers, but in the course of a few sentences, he suddenly recoils and he realizes, "Hang on, everything I love about this woman, somebody else would love about this woman. Everything that she does that gives me pleasure could be giving somebody else pleasure, maybe right about now." (...) Now Swann and Proust, we have to admit, were notoriously jealous. You know, Proust's boyfriends would have to leave the country if they wanted to break up with him. But you don't have to be that jealous to concede that it's hard work. Right? Jealousy is exhausting. It's a hungry emotion. It must be fed."  http://www.ted.com/talks/parul_sehgal_an_ode_to_envy/transcript?language=en


Les visages des Français: Frankreich ist multikulti, denn seit Jahrhunderten Destination von Saisonarbeitern und nicht zuletzt von angeheirateten ausländischen Prinzessinnen, die ihre Kulturen mitbringen. Immigrationsstrom reißt nicht ab. In Zeiten des Aufschwungs Immigration wegen Arbeitsplätzen. Während der Kriege werden sogar Verträge mit China geschlossen, um kämpfende Fabrikarbeiter zu ersetzen. Zudem viele Algerier und d'Outre Mer in Metropolregion. Man begegnet Thema in Liedern ( http://youtu.be/gPXtKGuG9rw und http://youtu.be/UsGDfQW-WC4 ), Filmen ( http://youtu.be/3z5cGEz6OCU und http://youtu.be/FMaS5EGhp2M ) und im Museum ( http://www.histoire-immigration.fr/ ).


Mich vom Viertel Montparnasse verabschiedet. Zum Packen in die Cité.



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